Big mouth strikes again- Morrissey is back!
NEIN, man muss MORRISSEY nicht mögen und verehren….
…aber man DARF es…
…und viele TUN es….
…ein echtes ORIGINAL und wahres PHÄNOMEN…
…dem sich objektiv zu nähern keine leichte Aufgabe
ist…
Dieser Mann polarisiert. Die einen vergöttern und
beten ihn an und die anderen wundern sich darüber und reagieren mit
Unverständnis, können mit ihm gar nichts anfangen oder lehnen ihn komplett ab.
Tiefe und kultische Verehrung oder offene Ignoranz und Hass…dazwischen scheint
es nichts zu geben.
Es ist kein großes Geheimnis, dass ich mich ganz
klar zu der ersten Kategorie zähle und das seit meiner frühen Jugend, als ich
das erste Mal die so besonders gestalteten Smiths Platten in der Hand hielt und
erst recht als ich diese hören durfte. Spätestens nach dem Jahrhundert-Album
„The Queen is dead“ mit diesen absoluten Wahnsinns-Songs wie „There is a light
that never goes out“- wie kann man so berührende Musik machen und Lieder so
wirkungsvoll sprechen lassen? Diese Melodie, dieser Text, dieser Gesang, dieser
Refrain, diese Stimmung. “Take me out tonight, because I want to see people and I want to see
lights“, „…to die by your side is such a heavenly way to die…“. Schwermütige
Romantik, die nicht mehr zu überbieten ist. Gänsehaut. Selbst beim schreiben
darüber. Wie viele Menschen hat Morrissey mit diesem und vielen, vielen
weiteren bewegenden Songs erreicht und in seinen Bann gezogen, und in den
meisten Fällen auch nicht mehr losgelassen…und das hat schon eine Generationen
überdauert, auf der ganzen Welt…
Denn jene, die ihn und sein Schaffen verfolgen und
idealisieren tun das aus tiefstem Herzen mit größter Hingabe und Leidenschaft.
Diese, im Vergleich zu anderen Kollegen in jener Zeit so gewöhnlich,
bodenständig und schüchtern wirkende Band, wurde mit einem Schlag zum
Sprachrohr einer ganzen (gelegentlich auch als sogenannte
„bed sit romantics“ bezeichnete) Generation von jungen Menschen, die sich
unverstanden fühlte und weigerte sich mit den mehr oder weniger schwierigen
bzw. kleineren oder größeren Herausforderungen des alltäglichen, vorgegebenen
Lebens herumzuschlagen. Stattdessen nur allzu gerne in die Musik „flüchtete“.
Und da kamen diese so besonderen Songs gerade zur rechten Zeit. Man fühlte sich
auf einmal nicht mehr ganz alleine. Das klang irgendwie vertraut. Tat richtig
gut, wurde ein willkommener Beistand, zu einer Art gemeinsamer Solidarität.
Leidenschaftlich auf eine so besondere, bis dahin
noch nicht dagewesene Art und Weise zelebriert von diesem außergewöhnlichen
Mann, mit dem einfachen Namen, begleitet von den großartigen Melodien eines
nicht minder bedeutenden Songschreibers und Gitarristen namens Jonny Marr.
Große Musiker und Bands sprechen immer wieder und
selbst heute noch ehrfürchtig und voll Wertschätzung über diese Kult-Band und
welchen Einfluss diese Zeit auf sie hatte.
Steven Patrick, laut eigener Bezeichnung nur
Morrissey oder Mozzer auch Moz, wie er von Fans genannt wird, geboren am
22.5.1959, irischer Abstammung, aufgewachsen in Manchester (dem späteren
Hotspot der Indie Musik Szene und Ursprungsort großartiger Bands und Musik),
hatte von Anfang an einen großen romantischen und tiefgründigen Bezug zu Musik,
Film, Literatur und Tradition. Huldigte den großartigen und geliebten Oscar
Wilde und weitere Literaten wie Shelag Delaney, für die er eine tiefe Passion
hegt.
War und ist stets auf Kriegsfuß und im nicht direkt ausgetragenen Konflikt mit Medien, der öffentlichen Meinung, Institutionen und Autoritäten, der Politik und generell seinen Kritikern. Der mit seinen kontroversiellen, so wundervoll poetisch und spitz-züngig in den Song-Texten verpackten Statements nie hinter dem Berg gehalten hat. Zuweilen damit auch viel Interpretationsspielraum offen gelassen, verstört oder stark überzeichnet hat. Die Queen hatte er schon kurzerhand (in einem grandiosen Song) bereits für tot erklärt. Den vermutlich umstrittensten Premierminister der letzten Jahrzehnte Margaret Thatcher gar schon auf der Guillotine gesehen. Auch mal DJs an den Galgen gehängt, weil nicht glücklich mit deren playlists („the music that they constantly play, says nothing to me about my life…“).
Sein militanter Vegetarismus und Tierschutz (wo er offen und überzeugt von Mord an Freunden spricht) ist in dieser radikal aggressiven und toleranzlosen Form auch nicht Jedermanns Sache. Seine vielsagenden Texte und auch öffentlichen Aus- und Ansagen waren nicht nur stets wohlformuliert und hochintelligent, sondern haben ihm auch immer wieder heftige Kritik und schwere Unterstellungen eingebracht (die bis hin zu Rassismus führten, als er z.B. bei einem Auftritt im Londoner Finsbury Park den Union Jack zum umstrittenen „The National Front Disco“ schwenkte oder sich mehrmals kritisch zum Verlust der englischen Kultur äußerte).
War und ist stets auf Kriegsfuß und im nicht direkt ausgetragenen Konflikt mit Medien, der öffentlichen Meinung, Institutionen und Autoritäten, der Politik und generell seinen Kritikern. Der mit seinen kontroversiellen, so wundervoll poetisch und spitz-züngig in den Song-Texten verpackten Statements nie hinter dem Berg gehalten hat. Zuweilen damit auch viel Interpretationsspielraum offen gelassen, verstört oder stark überzeichnet hat. Die Queen hatte er schon kurzerhand (in einem grandiosen Song) bereits für tot erklärt. Den vermutlich umstrittensten Premierminister der letzten Jahrzehnte Margaret Thatcher gar schon auf der Guillotine gesehen. Auch mal DJs an den Galgen gehängt, weil nicht glücklich mit deren playlists („the music that they constantly play, says nothing to me about my life…“).
Sein militanter Vegetarismus und Tierschutz (wo er offen und überzeugt von Mord an Freunden spricht) ist in dieser radikal aggressiven und toleranzlosen Form auch nicht Jedermanns Sache. Seine vielsagenden Texte und auch öffentlichen Aus- und Ansagen waren nicht nur stets wohlformuliert und hochintelligent, sondern haben ihm auch immer wieder heftige Kritik und schwere Unterstellungen eingebracht (die bis hin zu Rassismus führten, als er z.B. bei einem Auftritt im Londoner Finsbury Park den Union Jack zum umstrittenen „The National Front Disco“ schwenkte oder sich mehrmals kritisch zum Verlust der englischen Kultur äußerte).
Der aber auf der
anderen Seite auch mit Gladiolen im Hosensack auf der Bühne stand oder mit
Hörgerät im Ohr auftrat, um ein Zeichen für einen gehörlosen Fan zu setzen und
somit stets Solidarität mit Außenseitern signalisierte. Nicht einmal musste ein
Konzert unterbrochen werden, weil seine passionierten Zuhörer die Bühne
stürmten, um ihn einfach berühren und umarmen zu dürfen und ihnen der Sänger
dies auch nicht verweigern wollte, sich dabei sogar mit der eigenen Security
anlegte…
Der traditionsbewusste Brite, mit dem nach vertonter Eigendefinition „irischen Blut und englischen Herzen, der sich vor nichts und niemanden auf dieser Erde fürchtet“ hatte schon immer was zu sagen und wurde auch ebenso oft gehört, nahm sich dabei nie ein Blatt vor den Mund.
Der traditionsbewusste Brite, mit dem nach vertonter Eigendefinition „irischen Blut und englischen Herzen, der sich vor nichts und niemanden auf dieser Erde fürchtet“ hatte schon immer was zu sagen und wurde auch ebenso oft gehört, nahm sich dabei nie ein Blatt vor den Mund.
The Smiths hatten Mitte der 80er Jahre in irrsinnig
kurzer Zeit irrsinnig viel gutes Songmaterial produziert, dabei viel Ruhm und
Ehre erlangt, bis es leider viel zu früh zum bitteren Ende und Bandsplit kam.
Diverse Probleme u.a. die Drogensucht von Bassist Andy Rourke, diverse andere
Geschehnisse und nicht nur, aber natürlich auch Morrissey’s Eigenwilligkeit im
Umgang damit, führten zu dem Bruch, der leider niemals mehr zu kitten war. Und
sogar viele Jahre später zu einem v.a. für den ehemaligen Bandleader schmerzlichen
Prozess über nachträgliche Ausgleichszahlungen betreffend der Rechte und
Einnahmen führte.
Und noch mehr das nach siebenjähriger Abstinenz
triumphale Comeback Album „You are the Quarry“ (2004), das den berühmten Sänger
und dessen großen Werke der Vergangenheit wieder stark in Erinnerung und
Bewusstsein rief. Eine wahrhaft feine und meisterliche Rückkehr in die
öffentliche Wahrnehmung. Auch wenn sonst nicht immer alle Produktionen der letzten Jahre an
den großen Erfolg der Smiths oder seine Solo-Anfangszeit anschließen konnten.
Drei Jahre waren nun bereits wieder nach der letzten durchwachsenen Veröffentlichung „World peace is none of your business“ vergangen. In dieser Zeit hatte Moz seine, wie üblich Aufmerksamkeit erregende und kontroversiell beurteilte, Auto-Biographie höchstpersönlich verfasst und leider aber auch eine schwere Krebs Erkrankung mit einigen operativen Eingriffen (genaue Details wurden kaum preisgegeben) arg zugesetzt.
Jetzt ist es aber wieder soweit. The Poet himself is back again und neuerlich am Start mit seinem schon elften Studio Album „Low in High School“. Und es scheint ihm wieder gut zu gehen, wenn man von dynamischen Live Auftritten liest und das sehr energische neue Werk durchhört.
Drei Jahre waren nun bereits wieder nach der letzten durchwachsenen Veröffentlichung „World peace is none of your business“ vergangen. In dieser Zeit hatte Moz seine, wie üblich Aufmerksamkeit erregende und kontroversiell beurteilte, Auto-Biographie höchstpersönlich verfasst und leider aber auch eine schwere Krebs Erkrankung mit einigen operativen Eingriffen (genaue Details wurden kaum preisgegeben) arg zugesetzt.
Jetzt ist es aber wieder soweit. The Poet himself is back again und neuerlich am Start mit seinem schon elften Studio Album „Low in High School“. Und es scheint ihm wieder gut zu gehen, wenn man von dynamischen Live Auftritten liest und das sehr energische neue Werk durchhört.
Und er ist wie eh und je. Morrissey wie er leibt
und lebt. Typisch. Unangepasst. Außergewöhnlich. Besonders. Wie immer. Das
Cover ist sehr speziell und auffällig, wie immer. Die Songtitel ausführlich
lange und ungewöhnlich, wie immer. Die Themen zunehmend politisch und kritisch,
die Texte gewohnt gekonnt ausformuliert, wie immer.
Der Monarchie will er gleich wieder mal zu Leibe rücken, Lebende begraben, wünscht
Einsamkeit, fragt wer uns vor der Polizei schützen möge oder empfiehlt gleich der
Welt den Rücken zu kehren und den ganzen Tag im Bett zu bleiben…Morrissey eben,
in Reinkultur…„Call me anything, except what I am“.
Seine Band ist mittlerweile zu einer verlässlichen, gut eingespielten Konstanten geworden und sind fast alle am Songwriting beteiligt. Allen voran der vertraute Gitarrist Boz Boorer.
Seine Band ist mittlerweile zu einer verlässlichen, gut eingespielten Konstanten geworden und sind fast alle am Songwriting beteiligt. Allen voran der vertraute Gitarrist Boz Boorer.
Mit tosenden Gitarren, sehr präsentem Schlagzeug
bis hin zu empörten Bläsern, geht es im ungestümen „My love, I’d do anything for
you“ gleich zu Beginn einmal recht forsch zur Sache. Es folgen einige ausgezeichnete
Nummern und die besten Stücke des neuen Albums, mit dem Höhepunkt des
nostalgischen „Home is a question mark“, das sogar an das große „Everyday is
like Sunday“ und somit gute alte Zeiten erinnert.
Oder die vorab Single „Spent the day in bed“, mit dem etwas lustig anmutenden an mittelalterliche Minnesänger erinnernden Anfangsklängen, das sich jedoch bald als ein sehr guter, beinahe schon zu eingängiger und einprägender Pop Song entpuppt. Wobei wir unseren Moz für so besondere und ungewöhnliche, in kurzen Song Zeilen verpackte Zuspitzungen wie „Stop watching the news, because the news contrives to frighten you, to make you feel small and alone, to make you feel that your mind isn’t your own“, alleine schon dafür, einfach immer lieben werden.
Bis hin zur theatralischen, über sieben Minuten langen Anti-Kriegs Nummer „I bury the living“, in der Morrissey in bedrohlicher und verzweifelter „The Headmaster Ritual“ (alter Smiths Song)- Manier anklagend gegen den Krieg ansingt. Und gegen dessen Sinnlosigkeit „What the war is about? I don’t have a glue…have you?“. Um das Ganze am Schluss gesangs- und melodietechnisch sarkastisch auch noch ins Lächerliche zu ziehen. Schräg, aber nicht wirkungslos.
Oder die vorab Single „Spent the day in bed“, mit dem etwas lustig anmutenden an mittelalterliche Minnesänger erinnernden Anfangsklängen, das sich jedoch bald als ein sehr guter, beinahe schon zu eingängiger und einprägender Pop Song entpuppt. Wobei wir unseren Moz für so besondere und ungewöhnliche, in kurzen Song Zeilen verpackte Zuspitzungen wie „Stop watching the news, because the news contrives to frighten you, to make you feel small and alone, to make you feel that your mind isn’t your own“, alleine schon dafür, einfach immer lieben werden.
Bis hin zur theatralischen, über sieben Minuten langen Anti-Kriegs Nummer „I bury the living“, in der Morrissey in bedrohlicher und verzweifelter „The Headmaster Ritual“ (alter Smiths Song)- Manier anklagend gegen den Krieg ansingt. Und gegen dessen Sinnlosigkeit „What the war is about? I don’t have a glue…have you?“. Um das Ganze am Schluss gesangs- und melodietechnisch sarkastisch auch noch ins Lächerliche zu ziehen. Schräg, aber nicht wirkungslos.
Überhaupt scheint Morrissey in den neuen Songs
äußerst bestimmend, kampfbereit und wild entschlossen.
Seiner Stimme hat die Krankheit anscheinend nicht geschadet. Sein Gesang ist ausdruckstark, klar und besser denn je. Wirkt zuweilen richtig wütend und drohend, regelrecht aufgebracht. Dann im Handumdrehen wieder sanft zur Ruhe kommend, um weise zu belehren, eindringlich zu mahnen oder gar nur beleidigt zu resignieren. Morrissey-like.
Seiner Stimme hat die Krankheit anscheinend nicht geschadet. Sein Gesang ist ausdruckstark, klar und besser denn je. Wirkt zuweilen richtig wütend und drohend, regelrecht aufgebracht. Dann im Handumdrehen wieder sanft zur Ruhe kommend, um weise zu belehren, eindringlich zu mahnen oder gar nur beleidigt zu resignieren. Morrissey-like.
Die zweite Hälfte der Platte kann die hohe Qualität leider nicht ganz halten,
fällt etwas ab, ist ein wenig uninspirierter. Allen voran „The girl from Tel Aviv who wouldn’t kneel“
dessen interessantes Thema mit eher unpassenden Cha Cha Cha (oder war es doch
Tango?)- Rhythmen unterlegt wird. Sowie das „All the young people must fall in
love“ mit der Hari Krischna Lagerfeuer Melodie, die beide den mehr als
positiven Gesamteindruck des neuen Werks leicht trüben. Um letztlich aber mit
dem unter die Haut gehenden Pianostück „Israel“ (der Nahost-Konflikt scheint
als neues Lieblings-Thema von ihm entdeckt worden zu sein) wieder auf hohem
Niveau abzuschließen.
Eine sehr intensive und gelungene Platte, die sicher zu seinen besseren Werken zählt,
was aufgrund der Situation nicht unbedingt zu erwarten war. Sehr interessant,
sehr tiefgehend und berührend... that’s what Morrissey stands for…
Gut, dass es diesen Ausnahme Künstler gibt und dieser immer noch was zu sagen hat (auch musikalisch)…
Gut, dass es diesen Ausnahme Künstler gibt und dieser immer noch was zu sagen hat (auch musikalisch)…
Und deshalb allen Anfeindungen, Verständnislosigkeiten und Verwunderungen zum Trotz schrei ichs hinaus aus vollster Überzeugung:
Long live the King! Long live SteVen Patrick Morrissey!!!
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