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A DAY WITH THE NATIONAL...good old and faithful friends!


Dear diary for one day...
06.45 Uhr      Der Wecker reißt mich wie immer plötzlich und unerwartet mit unbarmherzigen, nervend schrillen Geläute aus dem Schlaf. Ich muss noch mal um ein paar Minuten verlängern. Und gleich nochmal. Doch allmählich dämmert‘s mir. Heute ist Mittwoch, der 11.07. und ein weiteres Konzert Highlight steht am Programm. Mein zweiter Gedanke des neuen Tages. Ich freue mich darauf, kraxel deshalb aber keinen Deut weniger schwerfällig aus den gemütlichen Federn.
07.05 Uhr      Beim Zähneputzen denke ich an The National und sehe Matt Berninger, den sehr originellen Frontman dieser Band schon vor mir. Dabei gehe ich den Zeitplan mal gedanklich kurz durch. Spätestens bei den Chvrches möchte ich am feinen Gelände entlang der Donau beim „Ahoi! The full hit of summer“-Festival sein, das bereits um 14.00 Uhr startet.
09.20 Uhr      Ich sitze verschlafen in meinem Büro, schlürfe bereits den zweiten Kaffee, beantworte einige Mails, während mich nebenbei die FM4 Morning Show wach hält. Auch wenn mein wunderbarer Freund Stuart Freeman heute leider nicht „on air“ ist, der mich stets zum Lachen bringt, mir den Morgen erheitert und versüßt und dazu auch noch großartige Songs spielt.
10.15 Uhr      FM4 reißt mich aus meiner konzentrierten Arbeit mit dem so geilen Gitarren Riff von „Day I die“ im Hintergrund und Riem Higazi spricht über das anstehende und gut besetzte kleine Festival in Linz. Auch der Headliner, eine meiner absoluten Lieblings-Bands kommt kurz zu Wort. Ich liebe diese Nummer. Diese Gitarre. Diese Stimme. Diese Melodie. Packt mich tief in meiner Seele.
11.15 Uhr      Der nächste Einstieg zum Tagesthema. Chvrches, die junge Synthie Band aus Glasgow, sprechen über ihre Beziehung zu The National, ihren eigenen Auftritt heute, die Vergleiche mit New Order und Depeche Mode und dass sie selber The Cure mögen, obwohl sie noch so jung sind. Sehr interessant. Die Vorfreude wächst.
14.45 Uhr      Der (Arbeits-)Tag wird mir langsam zu lange. Ich denke an das aktuelle Album von The National, dass mich sehr berührt hat. Nicht nur wegen der beiden formidablen Singles. Viel Gefühl. Sehr intensiv.
Auch an den Konzertfilm, der vor einiger Zeit von Berningers Bruder, zu dem er ein etwas schwieriges Verhältnis hat, produziert wurde. Kann mich noch gut erinnern, wie ich mich damals spontan ins altehrwürdige Schikaneder Kino auf der Margaretenstraße begab. Hätte mich fast ein wenig gefürchtet, als wir nur zu zweit in diesem nostalgischen, aber auch bisschen gruseligen, dunklen Raum gesessen sind. Dieses Unbehagen war jedoch schnell verflogen, da mich der Streifen sehr in seinen Bann gezogen und gefesselt hatte. Super Film. Bald werd' ich abhauen.
17.17 Uhr      Ich fahre auf die Westautobahn auf und mache mich von meinem Arbeitsplatz in St. Pölten endlich auf den Weg nach Linz. Ist eh nicht weit. Sofort lade ich den digitalen Ordner der Band in meinen Car Player und lausche genüsslich dem alten „Boxer“ Album. „Fake Empire“, „Mistaken For Strangers“, „Squalor Victoria“, „Guest Room“ und wie sie alle heißen. Ein wahres Meisterwerk. Ein Song besser als der andere.
17.58 Uhr      Ich komme gut voran. Bin schon nach Ybbs und überlege wann ich das letzte Mal in Linz war. Ein schöner Ausflug vor ein paar Monaten zu den feinen „Cigarettes After Sex“ im legendären Posthof fällt mir ein. Oder letztes Jahr beim gleichen Festival bei „Arcade Fire“, die an jenem Abend aber überraschend blass blieben. Und vor ganz langer Zeit irgendwann in den 90er Jahren „The The“ mit Matt Johnson, auch im Posthof, als Indie Gigs noch sehr rar waren. Legendär. Ich schmunzle nostalgisch bei diesen Gedanken.
18.12 Uhr      St. Valentin vorbei. Es schüttet in Strömen. Wechselhaft war es auch angesagt. Ich hoffe wir bleiben trocken am Abend und dieser Wunsch sollte in Erfüllung gehen, werden sogar noch in Abendsonne getaucht.
Ich lasse meine Gedanken kurz schweifen und mir kommt das letzte Konzert in Wien in der Arena Open Air in den Sinn. Das war richtig genial. Sehr, sehr schöne Erinnerung, obwohl so lange her. Werden sie heut an das heran kommen? Währenddessen ziehe ich mir noch „Abel“ und „Mr.November“ rein, um meine Stimmung etwas anzuheizen. Was an meinem wilden Kopfnicken und gleichzeitig steigender Fahrtgeschwindigkeit gut erkennbar und anscheinend gelungen ist. Geile Nummern, live für gewöhnlich eine Einserbank, wenn er sie bringt. Hoffentlich.
18.25 Uhr      Ich rausche allmählich in Linz ein, ein paar Tracks vom ebenso ganz großartigen Album „High Violet“ gehen sich noch aus zur optimalen Einstimmung, während ich an der großen Industrie und den rauchenden Schloten vorbei ziehe, darauf Linz zu reduzieren aber bei weitem nicht gerecht und richtig wäre. Überraschend wenig Verkehr, ich bin einigermaßen beruhigt und noch mehr entspannt.
18.40 Uhr      Ich bin nun da, huraaah! Schnell einparken. Die Festival Schuhe anziehen. Ticket raus kramen und mich im Sog von einigen Menschen und Gleichgesinnten auf den Weg zum Gelände begeben. Immer ein gutes feeling und feiner Akt. Freudig einige Freunde begrüßen, ein Getränk holen, Band Shirts gucken, Lage und Plätze sondieren (es ist gut besucht, aber nicht übervoll, verteilt sich schön und somit sehr angenehm) und los kann’s gehen.
19.02 Uhr      Die gespannt erwarteten Chvrches entern noch in der angenehmen Abendsonne die Bühne. Überhaupt sehr chillig und ruhig alle Leute hier- fast schon zu sehr für ein Rockkonzert. Mit der mittlerweile allseits bekannten Single „Get out“ ein guter Start, der dann trotzdem schwer in Gang kommt. Etwas zu simple und eintönig die Synthie Melodien. „Klingt wie der alte Miami Vice Soundtrack“ bringt mich ein guter alter Freund mit diesem Vergleich zum Lachen. Es wird aber besser. Die süße, helle, hohe und klare sowie sehr dominante und signifikante Stimme der Sängerin erinnert mich an die sehr geschätzten „The Naked and the Famous“. Auch die Musik. Einige gute Hits haben sie ebenso schon im Gepäck. Auf der Bühne nur zwei große leuchtende „X“, die mich an eine weitere extrem gute, stimmungsvolle Band und geniales Konzert erinnern.
19.54 Uhr      Ein erstes Highlight. Wie erhofft, wie erwartet, aber trotzdem alles andere als sicher, betritt der National Sänger die Bühne um das gemeinsame Projekt, die sehr feine Single „My Enemy“ mit dem Support Act darzubieten. Sehr cool. Sehr schön. Mit Tiefgang. Matt Berninger scheint gut gelaunt, gleichzeitig schrullig verwirrt wie eh und je. Überhaupt sieht er mit seinem schlichten Outfit, dem dichten Vollbart und dunklen Brillen wie ein Mathe-Professor am Weg zur (schrecklichen und Schreckens-verbreitenden) Zentral-Matura aus. Nach gut einer Stunde ist wieder Schluss. Die Spannung steigt. Genauso wie vor der Großbild Leinwand beim Zugang, auf der England gegen Kroatien, am Ende leider erfolglos, um den WM Final-Einzug kämpft. Der einzige Wermutstropfen an diesem Tage. Eine Halbzeit geht sich immerhin aus. Jetzt ist es gleich so weit. Man kann die freudige Erwartung vieler Menschen auf diese besondere Band förmlich greifen.
21.07 Uhr      Unvermittelt und ohne großes TraTra stehen sie plötzlich auf der Bühne und starten ihr Set. Der Sound ist super. Ziemlich laut, aber erträglich (im Gegensatz zu den Chvrches, was deren Tontechniker hauptberuflich macht, konnte ich nicht eruieren). Einmal mehr der Beweis, das Open Air einfach das Beste ist. Elegisch und atmosphärisch legen sie gleich los. Das kann diese Band wie kaum eine andere.
21.15 Uhr      Dritte Nummer- erster Kracher. Die intensiven Töne und Grundstimmung der Single des aktuellen Albums „The System Only Dreams In Total Darkness“ legt sich wie ein dichter, schöner Nebel über die Menschenansammlung im Grünen am Wasser.
Auf der Bühne ist eine Menge Verkehr. Ein Drummer, ein Keyboarder, drei Gitarren (yeah!), von denen Einer abwechselnd auch das wichtige Piano bedient und noch ein Musiker für allerhand Zusatzklänge wie Trompete, Drumcomputer etc., teilen sich den Rest der Bühne, die der herumwirbelnde Sänger noch übrig lässt. Starke Besetzung. Dementsprechend dicht und voll der Sound, die ganze Stimmung.
21.33 Uhr      „Guilty Party“- „I say your name, I say I am sorry“ wirft uns Berninger mit seinem unfassbar schönen Bariton zu. Sehr berührend. Überhaupt hat der charismatische Bandleader mit seiner Performance längst alle in seinen Bann gezogen. Diese hypnotisierende Stimme. Diese berührenden Verse. Diese tiefgehenden Melodien. Diese stimmungsvolle Musik. Höchstes Niveau. Viel Leidenschaft. Unten beim Wellenbrecher sucht er bereits die Nähe zu den Menschen. Hoffentlich ist er bei den vielen Handys nicht erblindet. Der Mann ist ein Wahnsinn, wenn er so richtig loslegt. Von Mathe keine Spur mehr.
21.39 Uhr      Mit „Bloodbuzz Ohio“ das nächste Superlied. Klare, scharfe, schneidende Gitarren und ein sehr dominantes Schlagzeug untermalen den so genialen Gesang. Und zwischendurch immer wieder das berührende Piano. Schöne Klangfolgen- und -muster.
Im Hintergrund leuchtet eine riesige LED in grellen bunten Farben ohne erkennbare Formen, Bilder oder Systematik. Mehr braucht es aber auch nicht. Die Musik leuchtet ohnehin von alleine zur Genüge.
21.57 Uhr      Es ist endlich soweit. „Day I die“, auf das ich mich seit Wochen so freue. Grenzgenial. Damals beim Wien Konzert war Berninger unglaublicherweise während seiner Darbietung quer durch den ganzen Innenraum der Arena marschiert. Inklusive überlangem Mikrokabel, was die Roadies ziemlich zum Schwitzen brachte. „Meet and greet (and touch)“ auf eine ganz spezielle Art. Und er sollte es wieder tun an diesem Abend. Genau bei diesem Song. So geil. Das ist echte Publikumsnähe, wie es selten vorkommt. Die Menge versucht begeistert diese Momente festzuhalten.
Dass „Graceless“ danach mit einem lustigen Hoppala stoppt und leider nicht neu gestartet wird, sei ihnen somit auch verziehen.
22.15 Uhr      Zügig schreitet das starke und trotz einiger langsameren Nummern sehr kurzweilige Konzert voran. Mit „Fake Empire“ ein weiterer großer Klassiker. Die Widmung geht in die Hose. „This was written long time ago, this is for you...(kurze Nachdenk-Pause)...ohh, fuck it“. Dann richtig Gänsehaut, als das Piano und die ersten Töne dieses wunderbaren Musikstücks einsetzen. Echt der Hammer.
22.23 Uhr      Es folgt doch noch „Mr.November“. Ich würds mir am liebsten (aufgrund meines Geburtsmonats) selber widmen, so wie es eine wertvolle Freundin längst getan hatte. Ungeachtet dessen reißt der treibende Rhythmus sofort mit. Ekstase pur. Oben beim König, wie unten beim Volk. Entgegen der Ankündigung „This our last song for tonite“, lassen sie darauf auch noch das in sich intensiv auftürmende „Terrible Love“ folgen.
22.29 Uhr      Im lauten, wilden Gitarrenwirbel endet die Setlist für diesen Abend. Komischerweise keine weiteren Zugaben. Aus und vorbei. Schade. Es war so geil. So gut. Für mich schon jetzt eines der Konzerte des Jahres, wenn nicht überhaupt. Mal sehen, ob das noch zu toppen ist. Jetzt habe ich sie zum zweiten live erleben dürfen und beide Male so grandios. Eine der besten Indie-Bands der Neuzeit, live sowieso. Ich hab‘s nicht bereut. Dafür wäre ich auch eintausend Kilometer gefahren. Ein weiteres schönes Erlebnis in meiner Livekonzerte-Vita. „That’s Entertainment“ würde Paul Weller sagen und Morrissey vielleicht nachsingen.
22.55 Uhr     Ein langer Tag neigt sich längst dem Ende zu. Nach Hause muss ich auch noch. Ich mach‘ mich auf den Weg. Mit einem Sack voll schöner Emotionen und Empfindungen und wieder bzw. noch immer ganz viel gerade eben beschriebener wundervoller Musik im Ohr und Bauch.

Danke dafür! Danke Ahoi Pop! Danke The National!



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