Back on the tracks…
Wo waren wir stehen geblieben? Genau... beim großen 80er Hit- Feuerwerk...
Wall
Art by IndieKid19, c/o The Smiths- Rubber Ring, 1986 "But don't forget the songs that made you cry and the songs that saved your life" |
Aber abseits davon sollte meine erste und richtig große Liebe erst
noch folgen. Abermals war es mein älterer Bruder, der sich vom Nachbars-Jungen
ein paar Platten ausgeborgt hatte. Es war wohl ca. kurz über Mitte der 80er und da lagen diese
Platten vor mir, die meine heimliche Neugier und Aufmerksamkeit erregten.
Alleine schon wegen der sehr besonderen und ungewöhnlichen Cover Art (v.a. von
The Smiths). The Cure („Pornography“, „Concert the Cure live“, „The Head on the
door“…), The Smiths („The Queen is dead“, „Meat ist Murder“, „Hatful of
Hollow“…), Depeche Mode („Shake the disease“/Single, „Black Celebration“…)
lagen da auf einmal vor mir. Wenigstens Letztgenannte kannte ich ja schon ein
bisschen (auch wenn der politische Welthit „People are People“ mit Abstand
nicht zu ihren besten Songs zählt). Absolute Meisterwerke dieser Zeit und sowieso zeitlos. Also rauf auf den
Plattenteller und ich weiß noch heute, wie ich mich dabei fühlte. Es hätte mich
fast umgehauen. Dachte nur: Wow!…was ist denn das Geniales, Großartiges...! Sofort
haben mich diese Bands gepackt, mein Innerstes getroffen, in einer
unglaublichen Art und Weise. Mich dem ausführlicher zu nähern und begründen
würde hier den Rahmen sprengen. Das war extremes Neuland, sehr besonders und
hat mich einfach wahnsinnig berührt. Daraus ist eine Liebe zu diesen Bands
entstanden, die nie aufhören wird. Mir läuft heute noch die Gänsehaut auf, wenn
ich diese Platten und Lieder höre, auch nach all den vielen Jahren und so
oftmaligem Hören. Sie wurden zu treuen Begleitern und Vertrauten. Die
unglaublich spannende und bewegende Faszination Morrissey, die wunderbaren
Stimmungen und Melodien von The Cure, sowie die dunkle, mitreißende und
packende Energie von Depeche Mode…die allesamt auch nachfolgende Generationen von
Bands ebenso begeistert, beeinflusst und geprägt haben.
Natürlich war das nicht
alles und haben sich einige großartige Bands dazu gesellt. Die so fesselnden,
pathetischen Altmeister von U2, mit ihrem schon Jahrzehnte-langen und
verlässlichen Wirken auf so hohem Niveau.
In deren Sog damals auch die grandiosen Simple Minds, das schwarze Doppel Live Album und „Once upon a time“ waren sensationell gut- Extra-Klasse. Dazu die wilden Punker allen voran die aufregenden Clash, die Mod Bewegung mit unserem so verehrten Mod-Father Paul Weller und seinen genialen The Jam (danach das poppig kunstvolle Style Council), der bis heute noch sehr gute Produktionen veröffentlicht. Und natürlich die schon in Teil 1 erwähnten, so einflussreichen, tragischen Helden von Joy Division, aus denen nach Ian Curtis‘ Suizid die wunderbaren New Order entsprangen, die ich nicht minder mochte und bis heute schätze. Diese Musik hab ich verinnerlicht, hat mich geprägt. Ich kaufte alle Platten, später CDs, wusste jede Track-List, jeden Song, konnte viele Texte in- und auswendig, fertigte zahlreiche Compilations von den liebsten Songs, wahre Ranglisten, beschäftigte mich mit den Bands soweit es Möglichkeiten dazu gab… Nur für mich, für mein kleines Musik- Universum, in das ich mich zurück zog, wann immer es mir Spaß bereitete oder auch mal notwendig war.
In deren Sog damals auch die grandiosen Simple Minds, das schwarze Doppel Live Album und „Once upon a time“ waren sensationell gut- Extra-Klasse. Dazu die wilden Punker allen voran die aufregenden Clash, die Mod Bewegung mit unserem so verehrten Mod-Father Paul Weller und seinen genialen The Jam (danach das poppig kunstvolle Style Council), der bis heute noch sehr gute Produktionen veröffentlicht. Und natürlich die schon in Teil 1 erwähnten, so einflussreichen, tragischen Helden von Joy Division, aus denen nach Ian Curtis‘ Suizid die wunderbaren New Order entsprangen, die ich nicht minder mochte und bis heute schätze. Diese Musik hab ich verinnerlicht, hat mich geprägt. Ich kaufte alle Platten, später CDs, wusste jede Track-List, jeden Song, konnte viele Texte in- und auswendig, fertigte zahlreiche Compilations von den liebsten Songs, wahre Ranglisten, beschäftigte mich mit den Bands soweit es Möglichkeiten dazu gab… Nur für mich, für mein kleines Musik- Universum, in das ich mich zurück zog, wann immer es mir Spaß bereitete oder auch mal notwendig war.
Noch in lebendiger Erinnerung die ausgiebigen und sehr aufregenden Besuche im „Why not“ Record Store in der Otto Bauer Gasse (später dann Kirchengasse) in Wien Mariahilf, wo es stets so laute Musik spielte, die Verkäufer wie original harte Rocker aussahen (und vermutlich auch alle waren) und man erstmalig echten Zugang zu Alternative Musik hatte. Jedes Mal ein ganz besonderes Abenteuer.
Bootlegs (dilettantisch gefertigte Live
Mitschnitte auf Platten) waren auch ein beliebtes Accessoire für den
passionierten Fan. Und ich weiß noch, wie ich in London zu meiner großen
Freude ein paar äußerst „seltene“ Maxi-Singles erstehen konnte und beim
Heimflug plötzlich von der völlig absurden Angst heim gesucht wurde, das Sicherheitsscreening
am Flughafen hätte ihnen eventuell nachhaltigen Schaden zufügen können.
Echt verrückt.
Mixed Tapes wurden liebevoll, mit
großer Sorgfalt und Achtsamkeit in nicht so empfundener, aber doch zuweilen
Schwerstarbeit erstellt. Meist für einen selber oder auch für erste
Schwärmereien und kurzerhand Angebetete (das war noch Romantik ;-)). Musik für
unterwegs, für den guten alten Walkman (für die Jüngeren: das war dieses relativ
kleine, aber schwere Ding mit dem man unterwegs seine Kassetten abspielen
und über Kopfhörer anhören konnte). Später wurden daraus die selbst gebrannten
CDs, mit natürlich aufwendiger möglichst schöner individueller Cover
Gestaltung am PC. Den Walkman löste dann
der modernere Discman ab, als ständigen Begleiter. Auch in meiner aktiven Sport- Karriere (bei unzähligen Auswärts Fahrten, Reisen und Trainingslager). Bis
irgendwann endlich mal dieses supergeniale und wundervolle Ding
namens iPod erfunden werden sollte…! Danke, Apple (obwohl ich eigentlich sonst
eher kein verlorener Jünger derer bin)! Wichtigstes und unverzichtbares Utensil beim Sport und außer Hause!
Liebte das auch immer sehr im Auto, die
Lieblingsmusik im Ohr, beim Gleiten über die Straßen durch die Gegend, während Stadt und Land
unbeeindruckt an einem vorbei ziehen…
Und später dann der absolute Höhepunkt
und ich sage (schreibe) nur 3 Buchstaben: M-T-V! Musikvideos im
Fernsehen!...fucking cool (damals, weil völlig neu)! Mann, war das ein Erlebnis...wie geil waren die
Momente als die ersten Videos von geliebten Bands oder geliebten Songs auf dem
alten kleinen Röhrenbild flimmerten, einfach überwältigend. Gefolgt vom brennenden
Wunsch das in irgendeiner Form festzuhalten. Aber wie anstellen, außer mit dem
überdimensional großen ersten VHS Video Rekorder Modell, deren es bei uns zu
Hause natürlich nur einen gab und nicht nur mir exklusiv zur Verfügung stand?
Also hieß es wachsam zu bleiben, stundenlanges gebanntes und geduldiges Warten, am kleinen Fernseher im kleinen Reich
(Jugendzimmer). Und wenns soweit
war, möglichst schnell das Stockwerk überwinden und im elterlichen Wohnzimmer
auf den REC-Knopf drücken. Nach dem 2-3 Minuten Song das gleiche Spiel von
vorne. Eine mega- Challenge, da musste man flink sein...in diesen Tagen muss
sich wohl eine Art Grundschnelligkeit, Geschicklichkeit und Wendigkeit
herausgebildet haben, die sich in der späteren Fußballkarriere als sehr hilfreich
heraus gestellt hat.
Und wieder weiß ich es noch ganz genau, da
waren auf einmal meine großen Helden, The Smiths mit "What difference does
it make?" im Fernsehen. Morrissey, mit Gladiolen im Hosensack
(unglaublich!) unsicher und ungelenk vor der Kamera
schlenkernd, aber leidenschaftlich und eindringlich diese besonderen Verse zum
Besten gebend. Dazu der legendäre Song Co-Schreiber Jonny Marr mit seinem
berührenden melodischen Gitarrenspiel, sowie der Rest des Quartetts. Und das bei mir daheim,
ganz nah, was für ein erhebendes Gefühl! Ein Auftritt bei der englischen Chartshow „Top of
the Pops“, die sowohl in der Darstellung als auch Gestaltung nicht weniger simple und
grauenhaft als unsere "großen 10" rüber kam. Und dann auch noch aufs
eigene VHS Bandl gesichert. Ich war glücklich und hab mich wie ein König gefühlt.
Das gleiche Spiel mit The Cure (z.B. „Pictures of you“- herrliches Video im
Schnee oder das bunte, fröhliche "Inbetween Days") und vielen anderen bewunderten Lieblingen. Meine so große Passion und Hingabe für die
Smiths/ Morrissey oder The Cure werde ich euch eventuell mal an anderer Stelle
weiter erzählen, das würde jetzt zu weit führen…
So zog diese Dekade mit größtmöglicher
Liebe, Aufmerksamkeit, Interesse und Leidenschaft für diese Musik ins
Land. Die Smiths waren nach einer relativ kurzen, aber sehr intensiven Karriere leider
bereits schon wieder ein Stück Musikgeschichte, allerdings sehr bedeutsame
und einflussreich bis heute. Sänger Morrissey lässt sich davon nicht beirren
und veröffentlicht ein sehr gelungenes Soloalbum, mit den zwei phänomenalen Singles- „Everyday is like Sunday“ und „Suedehead“- extrem berührende Songs für
die Ewigkeit auf Smiths-Augenhöhe. Auch die Folge Nummer „The last of the famous
international playboys“ und weitere Songs sind wahrlich meisterhaft und nähren allesamt die Hoffnung
einer Reunion dieser so wunderbaren Band oder zumindest dass es Morrissey gelingen möge,
dessen Werk in ähnlicher Besonderheit und Hochklassigkeit weiterzuführen.
Und Ende der 80er dann nochmals ein ganz persönliches Highlight. 1989- in
den End-Zügen meiner Teenager- und Schuljahre, die Pubertät mehr oder weniger
unbeschadet hinter mich gebracht, vermutlich gerade unglücklich verliebt oder
unglücklich, weil eben leider nicht verliebt…und dann hielt ich das neue Cure
Album in meinen Händen- „Disintegration“- ein wahres Meisterwerk im so großen
und langen, beispiellosen Schaffen dieser Kultband. Ich war fix und fertig, einfach überwältigt. So
eine wundervolle berührende streichelnde Platte mit so viel Gefühl und
unglaublich schönen melancholischen Songs und Melodien, vom ersten bis zum
letzten Ton. So stimmig in sich und überhaupt. Episch. Ein Traum.
Dazu auch noch mein erstes Cure Konzert
aller Zeiten- „Disintegration Tour“ mit Zwischenstopp in der, erraten, Wiener
Stadthalle. Und es war grandios. Weiß noch heute wie Robert Smith im dunklen
Schatten wie ein großer Teddy Bär wirkend, das Konzert bewegend eröffnet und zu
den wahnsinnig schönen Klängen von „Plainsong“ verträumt und langsam, fast
stoisch ein paar große Luftballons, die durch den Konzertraum geschickt wurden,
zurück ins Publikum kickte. Es folgte ein Querschnitt durch den schon seinerzeit
schier unerschöpflichen und außergewöhnlichen Katalog der Briten mit allen Hits bis
zu einem überlangen endlos scheinenden letztlich erschöpfenden „Faith“ zum beglückten
Abschluss. Besitze davon sogar einen Mitschnitt auf 2 Audiokassetten und hab mir das aus diesem Anlass nach vielen Jahren wieder mal reingezogen. Sensationell.
Emotional. Gänsehaut. Als wäre es gestern gewesen.
Es kamen die 90er, mit der wunderbaren
Britpop Renaissance, auch über dieses Jahrzehnt ließe sich vortrefflich schreiben und genug zu
Papier bringen. Und vielleicht werde ich das das auch einmal tun. Die kurzzeitige
Wiedereroberung des Throns in der Pop und Rockmusik durch Great Britain
im ewigen Duell mit dem großen Amerika. Das Phänomen Britpop, das
leidenschaftlich zelebriert und geliebt wurde, v.a. die vielen guten Bands, die
in dieser Ära ins Rampenlicht drängten (aber nicht alle genug davon
abbekamen)…von den Wegbereitern wie den erstaunlichen Stone Roses, Inspiral Carpets, Happy
Mondays über die großartigen zum Teil unterschätzten Suede und Pulp, auch die so geliebten Radiohead,
Placebo oder James, um nur ein paar Beispiele anzuführen, bis hin zum berühmten „Battle of Britain“ zwischen den beiden kaum gegeneinander
auszuspielenden mächtigen Blur und Oasis. Weiter bis in die Nullerjahre und noch heute,
gefolgt von vielen Heroen und Ikonen wie Coldplay (damals noch Indie), Muse,
Editors, Interpol, The Libertines, Kasabian und weiteren ausgezeichneten Bands, die ihren
Vorbildern und Vorreitern gekonnt nacheiferten, um sie dann einzuholen oder gar an ihre Stelle zu treten.
Der weitere Verlauf der Geschichte ist
bekannt, die Vielfalt der Musik hat sich nicht geändert, aber der Zugang dazu
und das ganze Drumherum. Da wurde vieles komplett auf den Kopf gestellt. Die
zunehmende Digitalisierung, die dem Musikbusiness arg zugesetzt hat. Neue Wege
mussten beschritten werden und wurden letztlich auch gefunden. Da öffnete sich auf einmal das world wide
web mit diesem unglaublichen Angebot und Fülle an Informationen. Und da gab es
plötzlich freien Zugang zur Musik auf Tauschbörsen, ausgehend von der ersten
Hydra Napster, dessen gierige Köpfe nur sehr schwer alle ganz abgeschlagen werden konnten.
Daraus aber auch andere und sinnvollere, bereits angeführte Portale
entstanden. Auch Live Konzerte bekamen zunehmend Bedeutung und wurden immer
häufiger- ein sehr positiver Nebeneffekt.
So vergingen dann die Jahre…
Stets kamen neue tolle Bands, und gingen wieder, manche blieben länger, andere kürzer, gingen für immer oder kamen nochmals wieder-vereint (die sogenannten und häufigen Reunionen, die wirklich selten dauerhaft funktionieren) und (daher) erst wieder zu Ende gingen, einige Großmeister wiederum blieben beeindruckend verlässliche Konstanten, über viele Jahre oder gar schon Jahrzehnte, teilweise bis heute noch.
Stets kamen neue tolle Bands, und gingen wieder, manche blieben länger, andere kürzer, gingen für immer oder kamen nochmals wieder-vereint (die sogenannten und häufigen Reunionen, die wirklich selten dauerhaft funktionieren) und (daher) erst wieder zu Ende gingen, einige Großmeister wiederum blieben beeindruckend verlässliche Konstanten, über viele Jahre oder gar schon Jahrzehnte, teilweise bis heute noch.
…aber die Liebe und Hingabe zur Musik
und deren Bedeutung ist immer gleich groß geblieben. Und es gibt immer Neues zu entdecken.
Also genug in der Vergangenheit geschwelgt. Auf geht’s zum neuerlichen
Perlentauchen und Musik genießen…!
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