Direkt zum Hauptbereich

Arcade Fire, new Album "Everything Now"





















Long-awaited album/ part one

Wie sehr liebten wir einst diese Band, die uns mit der unglaublichen Hymne "Wake up" und dem ausgezeichneten Debutalbum 2004 („Funeral“) sowie dem nicht minder großartigen Nachfolger "Neon Bible" begeistert und in ihren Bann gezogen hat.

Diese kanadische Musikkapelle rund um den sanften Riesen und charismatischen Frontman Win Butler. Mit der umfangeichen Besetzung (mindestens 8-köpfig, zuweilen und live sogar noch mehr) und den vielen Instrumenten, die für so einen Facettenreichtum sorgten. Das alleine wäre schon bemerkenswert, wenn dazu nicht Jeder/Jede von allen diesen hochtalentierten Musikern beeindruckenderweise auch noch jedes Instrument beherrschen würde. Schon mehrmals bewiesen bei Live Auftritten, bei denen spontan kreuz und quer durchgetauscht wurde. Auch der Gesang wechselt immer wieder zu der wundervollen Co-Sängerin Régine Chassagne , die immer wieder für spannende Abwechslung sorgt und großartige Ergänzungen bzw. auch ganze solo Beiträge beisteuert.

Die vorab Single zur neuen, schon gespannt erwarteten Platte wurde jedoch leider zum veritablen Schock. Unbegreiflich warum sich seit einiger Zeit der Schlagerteufel völlig unverfroren in den Indie Sektor eingeschlichen hat und da sein Unwesen treibt. Seit die ehemals coolen Killers und Schöpfer der Jahrhundert- Indie-Hymne „Mr.Brightside“ vor einigen Jahren beim schlimm kastrierten "Human" damit begannen, kommt es immer wieder und zuletzt vermehrt zu Ausreißern dieser Sorte. Bei der ehemals sehr geliebten und anfangs völlig zurecht als „the next big thing“ gefeierten Alternative Band aus Vegas bedeutete das den Anfang vom Abstieg, den sie evtl. mit unlängst erschienen neuen Album wieder umkehren zu vermögen. Der Turnaround wäre sehr wünschens- und begrüßenswert. Zurück zu Arcade Fire- wohlwollendere Vergleiche für "Everything now" führen zu Abba. Nichts gegen die wunderbaren, legendären Schweden, aber berechtigte Zweifel, ob dies der wunderbaren und so talentierten Band gerecht wird und zu Gesicht steht.

Generell wurden hier sehr viele Anleihen in der „70/80er-Funky-Disco“ genommen (um nicht zu sagen unverfroren gestohlen), ohne dabei aber wirklich überzeugen zu vermögen. Beispiel gefällig- die verdächtig an die alten Grandmaster Flash („The Message“) erinnernden Klänge bei „Electric Blue“.
Schon die letzten beiden Platten waren ja nicht mehr ganz so zwingend. Weder das schon etwas durchwachsene "Suburbs" und auch nicht das experimentelle und deshalb  interessante aber doch nicht ganz durchgreifende "Reflektor",  trotz einiger sehr guter Songs.

Die zwei gelungenen Folge- Singles, das düster funkige "Signs of life" und das 80er synthie-poppige "Creature Comfort" konnten wieder Vertrauen gut machen und etwas versöhnen. Auch wenn sie ebenso von der gleichen Retro Richtung bestimmt sind, dabei aber authentischer rüberkommen.
Doch insgesamt bleibt diese Platte leider an der Oberfläche hängen. Die weiteren Songs sind für Arcade Fire ungewöhnlich simple gestrickt und dümpeln leider eher langweilig und gelangweilt dahin. Ranken sich eintönig um sehr einfach gehaltene Samples- manche klingen fast wie Jahrmarktmusik aus der Drehorgel rausgewürgt. Die Grundrichtung der Platte, wurde stark vom Funk beeinflusst und im Gegensatz zu der oben positiv erwähnten Single, wirkt das beim Rest etwas zu sehr verkrampft und bemüht. Sei auch dahin gestellt, ob dies Arcade Fire’s optimales Stilmittel darstellt.

Irgendwie scheinen die zündenden Ideen verloren gegangen zu sein. Alte Ideen wurden aufgewärmt- ein und und denselben Song einmal zügig rasant und dann wieder soft langsam darzubieten- allerdings weniger einfallsreich und mitreißend als zuvor. Irgendwie fehlt der Pepp, das Besondere, womit uns Arcade Fire vor allem anfangs aber auch immer wieder danach erfreut und erobert haben. Gesamt betrachtet, leider enttäuschend. Das runde Teil wird sich nicht allzu lange in der Playlist halten, wenn man sich zudem auch noch die aktuelle Konkurrenz ansieht. Wird bestimmt nicht den größten Stellenwert und Erinnerungswert in der Diskographie erhalten. Dieses Werk hätte wohl das geniale Album von Portugal the Man werden sollen, dies ist aber eben Portugal the Man gelungen und nicht Arcade Fire. So kritisch muss man sein…

Und man stellt sich die Frage, ob man sich schon ernsthafte Sorgen machen muss. Ist das die nächste große Band, die an die Mittelmäßigkeit und Bedeutungslosigkeit verloren geht? Zu viele hat dieses Schicksal bereits ereilt. Beispiele gäbe es genug. Von großem unangepassten begeisternden Alternative Pop und Rock zu gewöhnlicher Massentauglichkeit und unspannendem Kommerz-Einheitsbrei….

Aber wie sagt man so schön: die Hoffnung stirbt zuletzt. Wäre echt schade um diese so große Bereicherung unseres Musik Kosmos‘. "We don't deserve love" geht dann allerdings doch etwas zu weit in der Selbstkritik. "In my dreams you are dying" singt Win Butler im ebenso eher bedeutungslosen "Peter Pan",….in my dreams you are still alive and special...and coming back much better than now- gefiele mir da schon weit besser.



www.everythingnow.com

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

MEIN BLOG IST ÜBERSIEDELT!

Alle meine bisherigen und kommenden Einträge findet ihr ab sofort auf meiner neuen Homepage www.michihatz.com  unter:  https://www.michihatz.com/musik/musikblog/ Schaut mal rein!

ALBUM FORECAST 2019

Was wird uns dieses Jahr an interessanten Neuerscheinungen bringen? Schon   wieder ist ein Jahr ins Land gezogen. Die Zeit verrinnt wie in einer Sanduhr mit zu großer Öffnung und ganz feinem, weißem Sand aus Sansibar. Ein Jahr mit viel guter Musik, feinen Neuerscheinungen, einiger grandioser Konzerte, einer Menge schönen (auch Musik-) Erlebnissen. Und vor lauter Freude darüber und aufgrund wohlverdienter und herrlicher Entspannungsphasen sowie Arbeiten an meinen verschiedenen, sehr spannenden Projekten und Auftritten, hab ich dieses Jahr sogar auf den Jahres-Rückblick verzichtet, der im alljährlichen Weihnachtstrubel und Neujahrsturbulenzen vermutlich ohnehin untergegangen wäre. Und es gibt ja so viel Gutes, so viel Verschiedenes und die Geschmäcker sind so vielfältig wie verschieden. Also schauen wir nicht zurück sondern nach vorne. Gerade wurde mir die neue Platte meines lieben Neo-Radio-Kollegen Hannes Zellhofer alias Distance Project ans Herz gelegt. Vorwiegend elektronis

AVEC - EINFACH NUR SCHÖN...

Ganz besondere Musik aus Österreich Es ist längst an der Zeit wieder einmal über Musik aus Österreich zu schreiben. Einige sehr feine Erlebnisse und große Freude bereitete mir diese zuletzt. Und permanent höre ich ganz großartige heimische Musik, kommen stetig neue Veröffentlichungen, die wirklich gut, hörens- und beachtenswert sind. „Warum nur in die Ferne schweifen, wenn so viel Gutes liegt so nah“, würde ich da einen alten Spruch zu dem Thema leicht umgewandelt strapazieren. Ich schätze diese Musik und Bands so sehr. Freue mich darüber, damit und bin auch richtig stolz darauf. Das ist absolut zulässig, verdient und gut so. Wirklich Vieles. Mir kommt vor, es wird immer mehr. Darunter auf jeden Fall auch die Band, die nach der Sängerin mit dem knappen Synonym benannt ist. Die erste Assoziation zu Avec führt mich zu meiner lange zurückliegenden Schulzeit und bescheidenen Französisch Kenntnissen, die mir dieses Wort als „mit“ übersetzen. Und MIT AVEC kann man auch wirklich vi
The Cure am Nova Rock 2019- eine sehr emotionale und bewegende Nacht! Mehr dazu auf meiner Website in meinem Musikblog: https://www.michihatz.com/2019/06/21/the-cure-am-nova-rock-2019/

JUBILEE - 40 YEARS THE CURE - Teil 3

40 Years of deep love, affection and devotion! The Cure ist längst Kult. Auch wenn die Veröffentlichungen immer rarer werden. Doch diese Band gerät einfach nicht in Vergessenheit oder in der Versenkung. Wann immer etwas auftaucht, das mit der Band in Zusammenhang steht, wird es interessant und relevant. Ob einzelne gelungene Kollaborationen, Projekte oder Beteiligungen von Robert Smith, stets beachtete und begehrte Konzerte bzw. Touren oder der anhaltende Einfluss auf junge oder aktuelle Bands sowie deren authentische Wertschätzung und respektvolle Ehrfurcht. year//twentysix_ERSCHEINUNG Er ist schon eine sehr besondere Erscheinung, der Robert Smith. Manchmal nenne ich ihn einen großen Teddybären, liebevoll natürlich. Mit seinen wuscheligen, langen, wilden (früher mehr) aufgestellten Haaren die kreuz und quer zu Berge stehen. Das Gesicht in blassem weiß mit schwarzem Lidschatten und grellem Lippenstift, dazu sein Schlabberlook mit weißem Hemd, weiter schwarzer Weste oder Pullove