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Cigarettes after Sex/ Debut Album



Liebes-Sehnsucht hat schon lange nicht mehr so schön geklungen

Ziemlich lange mussten sich die neugierigen Hörer dieser brandaktuellen amerikanischen Band aus El Paso/Texas mit dem sehr speziellen, originellen Namen in Geduld üben.

Sehr neugierig, da sich die ersten vorwiegend auf Youtube verbreiteten Stücke- allen voran die EP mit der sehr sanften und tiefgehenden Single „Affection“, bei der der Titel gleich einmal zum Programm wurde- immer größeren Interesses erfreuen durften, das nun vorliegende Debutalbum jedoch relativ lange auf sich warten ließ. Auch der vorweg veröffentlichte wunderschöne Vorbote, das sehnsüchtige und berührende „Apocalypse“ („…and I just can’t say goodbye…“), ließ bereits viele Herzen schneller schlagen.

Aber „gut Ding“ braucht anscheinend wirklich Weile. Denn das Warten auf das „self-titled“ Debut hat sich in jedem Fall gelohnt. Ein Song schöner als der andere. Es ist nicht alltäglich, dass eine ganze Platte so durchgängig und komplett unter die Haut geht.

Große Gefühle, viele Emotionen. Denn wie so oft in der Popular-Musik, dreht sich vieles um Zwischenmenschliches und die Liebe. Und dieses kurze Wort mit der großen Bedeutung  ertönt auch in fast in jedem Song und das gleich mehrmals, und wird sonst zur Not auch durch ein „heartbreak“ oder „kiss“ und weiteren passenden Assoziationen ausgiebig verstärkt oder ersetzt.

Im Vordergrund steht hier die sehr besondere und androgyne Stimme von Sänger und Bandleader Greg Gonzales, die zuweilen an den jungen Brian Molko von Placebo erinnert. Fühlt sich fast an, als würde einem der Mann höchstpersönlich ins Ohr flüstern, und doch ist seine weiche aber markante Stimme so klar wie rein und ausdrucksstark.

Die Grundstimmung der verträumten Lieder wiederum an die sehr geschätzten sowie hoch-verehrten Sigur Ros aus Island. Allerdings kommen die Songs, im Gegensatz zu den noch verträumteren Insel-Nordlichtern, weniger verspielt des Weges und weisen eine klarere Struktur, mit meist wiederkehrenden Refrains oder zumindest einzelnen Songzeilen auf, die sich dann doch schneller, direkter und eingängiger ihren Weg bahnen.

Das gemäßigte Schlagzeug und der gemächlich wummernde Bass halten sich zumeist dezent im Hintergrund und sorgen für einen beruhigenden Soundteppich zu Gonzales‘ Timbre. Die Melodien werden von der Gitarre getragen, die The Cure in ihren melancholischsten Momenten angenehm und wohlfühlend ins Bewusstsein ruft. So wie bei den legendären britischen Großmeistern schwingen, vibrieren und klirren die vollen und sehr melodischen Töne wunderbar nachhallend aus den gespannten Saiten.

Vertonter Weltschmerz in seiner behutsamsten Form. Elegisch. Zauberhaft. Musik zum Träumen, zum Runterkommen oder Abheben und Davonfliegen. Mit „melancholic pop noir in smoked filled darkness“ kreierte der große Rolling Stone eine vortreffliche Beschreibung und feines Bild dieses Stils. „Dream pop“ ist eine ebenso alles andere als falsche Bezeichnung. Die Stücke würden sich auch durchaus gut in so manchen Filmszenen schlagen. Das Genre dafür ist unschwer zu erraten.

Mit „Singing with my eyes closed“ („Opera House“) liefern die Musiker auch gleich eine Betriebsanleitung für die Platte- Augen schließen, lauschen, leise mitsingen und genießen! Oder der anschmiegsame Refrain im wunderbaren „Sunsetz“- „…when you go away, I still see you, the sunlight on your face, in the rear view…“ Zwischenstation Sehnsucht. Balsam, aber keine Monopol-Stellung für alle Freizeit-Melancholiker.

Diese gefühlvolle Linie zieht sich durch das gesamte Album- “It’s so sweet, knowing that you love me…and running my fingers trough your hair, it’s so sweet“- vom ersten bis zum letzten schmeichelnden Ton. Versetzt mit einer gehörigen Portion süßer Schwermut und  Melancholie. Wer gerade unter Liebeskummer zu leiden hat, sollte diese Platte vielleicht nicht zu viel hören…oder doch gerade deshalb…so schöne Lieder vermögen auch zu trösten.

Hörens- und empfehlenswert ist diese Band und deren erste Platte in jedem Fall!


www.cigarettesaftersex.com

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